Tod eines Pioniers

Trauer um Paul Desmarais SJ: Der frühere Direktor des landwirtschaftlichen Ausbildungszentrums KATC in Sambia und Vorreiter des afrikanischen Bio-Landbaus ist am 16. August in seiner Heimat Kanada gestorben. Bruder Paul wurde 78 Jahre alt.

Paul Desmarais wurde am 9. März 1945 in Windsor, Kanada, als Sohn einer Bauernfamilie geboren. 1964 trat er in den Jesuiten-Orden in Guelph, einer Stadt im Südosten des Bundesstaats Ontario ein, wo er parallel Land­wirt­schaft studierte.

Er legte den Grundstein

1971 ging Paul nach Kasisi, Sambia, um die lokalen kleinbäuerlichen Gemeinschaften zu unterstützen. Er konzipierte ein zweijähriges Ausbildungsprogramm samt Wohnheim für zehn Fami­lien. Mit der Unter­stützung von Spenderinnen und Spendern rodete mit einem kleinen Team das Land und errichtete die notwendigen Gebäude. Damit war der Grundstein für das Kasisi Agriculture Training Center gelegt.

Ein wichtiges Projekt war die KATC-eigene Werkstatt, wo verschiedene Gegenstände hergestellt wurden, die kleinbäuerliche Gemeinschaften benötigen: von fußbetriebenen Wasserpumpen über Holzkarren hin zu Solarkochern. In den frühen Neunzigerjahren führte er in Kasisi mit seinem Mitbruder Roland Lesseps SJ den ökologischen Landbau ein. Düngemittel und Insektizide wurden nach und nach durch natürliche Techniken ersetzt. Gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern der Gegend entwickelte man nachhaltige agrarwirtschaftliche Methoden zur Erzeugung von Honig, Moringa, Mais und Soja.

Bei der Gedenkfeier für Paul am 18. August 2023 in Kasisi betonten führende Vertreter:innen von Regierung und Land­wirt­schaftsorganisationen, welchen Einfluss das KATC auf die örtliche Land­wirt­schaft hatte, deren Erzeugnisse sehr wichtig sind für die Ernährung der gesamten Metropolregion Lusaka.

Soziale Gerechtig­keit und ökologische Gerechtig­keit gehören zusammen

Unvergessen bleiben wird Pauls großer Sinn für Humor, der seinen tiefen Glauben und sein unerschütterliches Engagement für die Ausgegrenzten widerspiegelte. Seine Liebe für die Armen und für die Schöpfung machte ihn zu einem leidenschaftlichen Verfechter der ökologischen Gerechtig­keit. „Soziale Gerechtig­keit muss auch Gerechtig­keit für die Umwelt beinhalten“, war einer seiner Glaubenssätze. Seine jahrzehntelange Tätigkeit in der ökologischen Land­wirt­schaft führte ihn zu einer größeren Einsicht in die Güte Gottes. Er sah in der ökologischen Land­wirt­schaft nicht nur eine große Respektsbekundung vor den Geschenken der Natur, sondern vor allem als Weg, den einfachen Bauernfamilien dabei zu helfen, sich ein besseres Leben zu erarbeiten.

Bis 2020 blieb Br. Paul Direktor des KATC, und übergab das Zentrum in die Verantwortung des deutschen Jesuiten und Agrarwissenschaftlers Claus Recktenwald SJ. Im Jahr 2022 kehrte er nach Kanada zurück, um sich wegen eines Gehirntumors behandeln zu lassen. Trotz zunehmender Schwächung blieb er bei guter Laune und kehrte schließlich am 16. August 2023 heim zu seinem geliebten Schöpfer.