Anhaltende Krise
An die Grenzen gehen, der Leitspruch der Jesuiten, ist im Südsudan für unsere Partner vor Ort eine große Herausforderung. Mit großer Zuversicht hatte das jüngste Land der Welt nach 22 Jahren Bürgerkrieg 2011 seine Unabhängigkeit gefeiert. Leider wurde durch den verbittert geführten politischen Machtkampf zwischen dem Präsidenten und seinem Stellvertreter diese Aufbruchsstimmung in wenigen Jahren wieder komplett zerstört.
Der Südsudan gehört zur Ostafrika Provinz der Jesuiten, für die Bildung schon immer ein wichtiger und entscheidender Faktor ihrer Arbeit war. Seit 2006 ist die Loyola Secondary School in Wau, der zweitgrößten Stadt des Landes, wieder geöffnet, nachdem sie wegen des Bürgerkriegs gut 20 Jahre lang geschlossen bleiben musste. Trotz vieler Schwierigkeiten in den letzten 12 Jahren, konnten sich die Schülerzahlen auf momentan knapp 700 Schülerinnen und Schüler stabilisieren.
Bildung in schwierigem Umfeld
Die Folgen des Bürgerkriegs bleiben eine große Herausforderung. Viele Familien haben nicht genug zu essen, da es lange Zeit nicht möglich war, die Felder zu bestellen und die politische Instabilität zu einer hohen Inflation führt. Da es kaum andere Einnahmequellen, als die Landwirtschaft gibt, fehlt das Geld für Schulgebühren, Schuluniformen und Unterrichtsmaterialien. Deshalb bietet die Schule in Wau jährlich 245 Schülern und Schülerinnen Vollstipendien an. Außerdem benötigt ein Großteil der Schülerinnen und Schüler psychologische Betreuung und Seelsorge.
Zusammenarbeit der Orden
Um die vielfältige Hilfe der Ordensgemeinschaften im Südsudan zu koordinieren und zu bündeln, hat sich bereits 2006 die Initiative „Solidarity with South Sudan“ gegründet. Inzwischen kooperiert „Solidarity“ mit über 260 Frauen- und Männerorden und unterhält an fünf Orten verschiedene Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastorales und Landwirtschaft.
Pflegeausbildung mit Chancengleichheit
Aufgrund der Konflikte und der Wirtschaftskrise ist das Gesundheitssystem im gesamten Land erheblich geschwächt und gut ausgebildetes Personal wird dringend benötigt. Das Catholic Health Training Institute (CHTI) in Wau ist ein anerkanntes Ausbildungsinstitut. Momentan sind insgesamt 141 Studentinnen und Studenten registriert. 80 von ihnen befinden sich in der Ausbildung zu Krankenschwestern und -pflegern. Weitere 61 Frauen werden zu Hebammen ausgebildet. Das CHTI stemmt damit mehr als ein Fünftel der landesweiten Ausbildung.
Mittlerweile sind die Chancen für Frauen und Männer gleich: 50% der Studierenden am CHTI sind weiblich. Neben der gesundheitlichen Ausbildung bietet das Institut auch Gruppenberatung und Workshops zu verschiedenen Themen an, so zum Beispiel zum Kinderschutz.
Hoffnung für Binnenflüchtlinge
In vielen Landesteilen bleibt die Lage aber nach wie vor hoffnungslos und die Menschen sind gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen und anderswo Schutz zu suchen. Vielen gelingt die Flucht jedoch nicht. Es wird geschätzt, dass über eine Million Binnenflüchtlinge im Südsudan Schutz suchen. Der Flüchtlingsdienst der Jesuiten (JRS) unterstützt die Flüchtlinge durch verschiedene Bildungsangebote, psychosoziale Betreuung und Nothilfe. Frauen können zum Beispiel Nähkurse besuchen und dadurch ein kleines Einkommen für die Familie sichern. Das wichtigste Anliegen bei all dem Leid ist es, die Hoffnung und den Glauben nicht zu verlieren.