Eines der JRS-Zentren in der syrischen Haupstadt Damaskus. F: JRS

 – Presseschau

„Die Kinder haben die meiste Widerstandskraft“

Trotz der verschärften Lage im setzt der Jesuiten-Flücht­lings­dienst (JRS) in Damaskus seine Arbeit fort. Nawras Sammour SJ, Leiter des JRS im Nahen Osten, berichtet im Interview mit weltkirche.katholisch.de von der aktuellen Lage vor Ort, die für die Syrer immer unübersichtlicher wird.

Pater Sammour, Sie haben die Arbeit des JRS aufgrund der Kämpfe in Damaskus unterbrochen. Was bekommen Sie von der aktuellen Situation in Damaskus mit?

Nawras Sammour SJ: Bis 2015 war es ja ruhig in Damaskus. Wir wissen nicht warum, aber seit Jahresbeginn ist die Gewalt um Damaskus eskaliert. Raketen und Mörser fliegen auf die Stadt. Es ist völlig unvorhersehbar, wo sie abfallen. Es kann jederzeit jeden treffen. Die ganze Stadt ist betroffen. Das hat uns gezwungen, unsere Arbeit zu unterbrechen. Nicht nur die christlichen Viertel sind betroffen. Aber sie liegen im Ostteil der Stadt und werden durch die Kämpfe um Ost-Ghouta häufiger getroffen. Viele Menschen verloren das Leben oder wurden verletzt – auch Mitarbeiter vom JRS. Durch die Militäroperationen haben viele unschuldige Menschen ihr Leben verloren. Die Unschuldigen zahlen den höchsten Preis.

Hat der JRS auch aktuell noch seine Arbeit ausgesetzt?

Momentan wird in Damaskus nur die administrative Arbeit erledigt. Diese erledigen unsere Mitarbeiter meistens von zuhause aus, damit sie nicht gezwungen sind, auf die Straße zu gehen. Jene, die in der Nähe des Büros wohnen, kommen auch ins Büro. Aber unsere Aktivitäten mit den Frauen, Kindern und kranken Menschen mussten wir unterbrechen. Immer wieder mal haben wir versucht, die Arbeit wieder aufzunehmen, aber jedes Mal, wenn wir wieder angefangen haben, ist die Gewalt wieder eskaliert. Das zwingt uns dazu, den Leuten zu sagen, dass sie zuhause bleiben sollen.

Wie sehen die Aktivitäten des JRS in Damaskus normalerweise aus, insbesondere mit den Kindern?

Pater Sammour: Wir arbeiten mit Kindern, die bei uns grundlegende Dinge lernen: Lesen, Schreiben, Rechnen. Wir unterrichten auch Jugendliche, die nicht die Möglichkeit haben, die Schule zu besuchen. Wir arbeiten nicht im großen Klassen­zimmer, sondern in kleinen Gruppen mit Animateuren. Dazu gehören dann auch künstlerische Aktivitäten, Sport und Musik. Aufgrund der Kämpfe in Damaskus sind zurzeit an die 500 Kinder von unserer Arbeit abgeschnitten. Wir hoffen, dass wir unsere Arbeit bald wieder aufnehmen können, wenn der Frieden zurück­kehrt.

Wie geben Sie den Kindern im Krieg ein wenig Normalität zurück?

Wir bieten den Kindern nicht nur Hilfe, sondern auch einen sicheren Ort. Der Unterricht ist nicht das Wichtigste, sondern wir müssen die Kinder begleiten, ihnen eine umfassende Bildung gewährleisten. Wenn wir sie bitten, zuhause zu bleiben, weil es zu gefährlich ist, sind sie traurig – normalerweise gehen Kinder ja nicht gern zur Schule. Aber die Kinder kommen sehr gerne zu uns, weil es eben keine klassische Schule ist. Sie fühlen sich bei uns zuhause. Wir geben ihnen auch leichtes Essen, einen Tee, Obst oder Gemüse, eine kleine Mahlzeit. Für manche ist es die einzige Mahlzeit des Tages. Unser Zentrum ist nicht einfach ein Hilfs- oder Schulzentrum, sondern alles zusammen. Wir versuchen, den Kindern ein einigermaßen normales Leben zu bieten. Und ich stelle fest, dass sie oft widerstandsfähiger sind, als die Erwachsenen. Die Kinder sind wunderbar, sie haben eine unglaubliche Gabe, sich anzupassen.

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