– Tschad

„Bildung ist der Weg“

Rodrigue Naortangar ist ein Jesuit aus dem Tschad. Er hat einige Jahre in Deutschland gelebt und an der Hochschule Sankt Georgen in Theologie promoviert. Er stellt seine Heimat vor, deren Kinder durch das Projekt Fe y Alegría neue Hoffnung schöpfen.

"Sechs Jahre Aufenthalt in Deutschland haben mir gezeigt, dass der Tschad im Land der „Dichter und Denker“ kaum bekannt ist. Man verbindet ihn meist mit den übliche Vorstellungen von afrikanischen Ländern: Politik und Wirtschaft tun sich schwer und die Menschen ringen mit gesellschaftlichen Problemen, die in Europa längst überwunden sind. Diese Annahme stimmt in vielerlei Hinsicht. Doch Tschader pflegen ihre Willkommenskultur in den Vordergrund zu stellen. Sie verpassen auch keine Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass ihr Land die Wiege der Menschheit ist.

Die Jugend ist die Hoffnung

2001 hat eine vom französischen Paläontologen Michel  Brunet  geführte  Expedition Fossilien des ältesten Vormenschen in der tschadischen Wüste gefunden. Man gab ihm den Namen Toumai.
Als ich nach sechs Jahren in mein Heimatland zurück­kam, wurde mir klar, dass der politische Wille fehlt, aus dem Tschad einen Rechtsstaat und eine funktionierende Demokratie zu machen. 
Aber die Jugend und ihr Wunsch, Änderungen herbeizuführen, stellen eine große Hoffnung dar. Deshalb bestätigt sich für mich immer wieder die Einsicht, dass Bildung der einzig richtige Weg aus der „Klemme“ ist.

Wüste und Regenwald

Der Tschad mit knapp 13 Millionen Einwohnern hat eine Fläche von rund 1,28  Millionen Quadratkilometern und ist damit ungefähr dreimal so groß wie Deutschland. Er grenzt an Libyen, Niger, Nigeria, Kamerun, Sudan und an die Zentralafrikanische Republik. Über 150 Sprachen werden im Tschad gesprochen, aber die Amtssprachen sind Französisch und Arabisch. Wer in der Regenzeit zwischen Juli und September die Region besucht, wird sich wundern, wie viel Grün in der sonst trockenen Sahelzone zu sehen ist. Im Norden liegt die Sahara-Wüste. Hier regnet es kaum, aber es gibt kleine Binnenseen mit Fische und Nilkrokodilen. Der bekannteste See ist der Tschadsee im Südwesten des Landes. Im Jahr 1960 hatte er noch eine Fläche von 25.000 Quadratkilometern, heute sind es nur noch 2.000. Die Hauptursache lautet: Klimaerwärmung, verursacht durch den Menschen. Im Süden des Tschad, fast 3.000 Kilometer vom Norden entfernt, fängt der tropische Regenwald an.

Politisches Karussell

Wer die Geschichte des Tschad einigermaßen kennt, wundert sich, dass die immer gleichen politischen Fehler wiederholt werden. Der Tschad war eine französische Kolonie, die am 11. August 1961 unabhängig wurde. Nach zwei stabilen Jahren rutschte das Land unter der Führung von Präsident François Tombalbaye in die Diktatur. 1965 begannen Unruhen, die zur Entstehung einer Rebellion im Norden des Landes geführt haben. Eine regional (Nord gegen Süd) und religiös (Muslime gegen Christen) geprägte ideologische Hetze wurde von unterschiedlichen politischen Führern befeuert. Selbst der Tod des Präsidenten Tombalbaye nach einem Staatsstreich 1975 und die Übernahme der Macht durch die Armee konnte das politische Klima nicht befrieden. 1979 entbrach ein großer Bürgerkrieg, den 1982 der Rebellenführer Hissein Habré für sich entschied. Er herrschte bis 1990. Das waren grausame Zeiten, in denen 40.000 Menschen ihr Leben in Folterkammern und durch Exekutionen verloren.

Armut und Wohlstand

Idriss Déby Itno, der jetzige Präsident, vertrieb Hissein Habré durch einen Staatsstreich. Die Tschader fühlten sich damals befreit von einem schweren Los und hofften auf eine bessere Zukunft. Diese kam aber nicht. Zwar gibt es Pressefreiheit und ein Mehrparteiensystem mit einer funktionierenden Opposition, aber in Wirklichkeit liegt die Macht ganz und gar in der Hand des seit 26 Jahren regierenden Präsidenten Idriss Déby Itno. Heute fördert der Tschad Erdöl in großer Menge, aber es herrscht nach wie vor Armut. Eine kleine Anzahl von Oligarchen kontrolliert den Handel und lässt nicht zu, dass jüngere Unternehmer Fuß fassen. Vielen jungen Menschen bleibt so nur noch die Flucht ins Ausland.

Bildung ist der Weg

Dabei liegt die ganze Hoffnung des Landes auf der Jugend. Die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre. Für ihre Bildung werden zwar mit den Einnahmen aus der Ölförderung Klassenräume gebaut, aber es fehlen Bibliotheken, gut ausgebildete Lehrer und das nötige Schulmaterial. Das Schulsystem  funktioniert  nicht  gut und das Niveau der Schüler wird von Jahr zu Jahr schlechter. So investieren sowohl muslimische als auch christliche Gruppen in das Bildungswesen und eröffnen Schulen und Hochschulen, aber die Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, sind gering. Vor diesem Hintergrund kann man nur dankbar sein, dass es ein Programm wie Fe y Alegría gibt.

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