– Uganda

Frido Pflüger und der Arzt aus dem Flüchtlingslager

Nur wenige Tage vor seinem Tod erhielt Frido Pflüger SJ, Landesdirektor des Jesuiten-Flücht­lings­diensts in Uganda, einen Brief: Darin skizziert Dr. Sule Ismail seinen Lebensweg, der vor über 15 Jahren durch ein JRS-Stipendium die entscheidende Wendung nahm.

Lieber Fr Frido,

ich bin als Kind von Eltern, die vor dem 21-jährigen Bürgerkrieg im Sudan geflohen waren, in einem Flüchtlingslager in Uganda aufgewachsen. Obwohl sie selbst ohne Schulabschluss und Berufsausbildung sind, haben meine Eltern nie aufgehört, mir den Wert und die Bedeutung von Bildung deutlich zu machen. Sie haben mich immer wieder dazu ermutigt, trotz unserer bescheidenen finanziellen Lage. Jeder Tag, an dem wir eine Mahlzeit hatten, war ein Fest.

Im Flüchtlingslager, in dem ich aufwuchs, fehlte es an angemessener medizinischer Versorgung und Einrichtungen. Ich erinnere mich, dass ich nicht mit Gleichaltrigen spielen konnte, weil ich die meiste Zeit krank war. Meiner Mutter zufolge verzögerte eine chronische Krankheit mein Wachstum so sehr, dass ich erst im Alter von drei Jahren laufen konnte. Aus Geldmangel brachten mich meine Eltern schließlich zu einem lokalen traditionellen Heiler. Meine eigene Kindheitsgeschichte steht am Beginn meines Traums, Arzt zu werden, um den Armen helfen zu können.

Geflüchteter im Dienst der Geflüchteten

Im Alter von 8 Jahren bekam ich 1997 die Möglichkeit, eine Selbsthilfe-Gemeinschaftsgrundschule zu besuchen. Ich wurde von Flüchtlingen unterrichtet und gehörte zu den zehn Besten in meiner Klasse. Als ehrgeiziges Kind wollte ich die weiterführende Schule in Adjumani besuchen. Es war jedoch klar, dass sich meine Familie das monatliche Schulgeld von umgerechnet 21 US-Dollar nicht leisten konnte. Also zog ich die Agojo Secondary School in Betracht: Hier betrug das Schulgeld 4,50 US-Dollar, plus Sachspenden in Form von Lebensmitteln. Das war zwar relativ günstig, aber für meine Eltern nicht tragbar. Der Wendepunkt kam 2005, als ich mit Hilfe eines Stipendiums die Abschlussprüfungen der örtlichen Schule mit Bravour bestanden hatte, aber die finanziellen Möglichkeiten erschöpft waren, um weiterzumachen. Bei einem Besuch in der Schule wurden Mitarbeiter des Jesuiten-Flücht­lings­dienstes (JRS) auf meine Situation aufmerksam.

Nachdem sie meine Geschichte gehört hatten, leiteten sie meinen Namen an Sie weiter, und ohne zu zögern haben Sie mir ein Vollstipendium angeboten. Es ebnete mir den Weg zu einem Stipendium des Windle Trust für die Oberstufe und schließlich zum Medizinstudium an der Universität Gulu, wo ich dank der Unter­stützung des St. Joseph’s College und der ugandischen Regierung sowie mit der moralischen Unter­stützung meiner bescheidenen Familie meinen Bachelor-Abschluss in Medizin und Chirurgie machte.

Nach meinem Abschluss im Jahr 2016 und einem Praktikum habe ich angefangen für die Healing Kadi Foundation zu arbeiten, die sich um die medizinische Versorgung der Menschen in der Palorinya-Flüchtlingssiedlung im Moyo-Distrikt gekümmert hat. 2019 erhielt ich ein Commonwealth-Shared-Stipendium, mit dem ich einen Master of Science an der Bangor University in Großbritannien absolvierte.

Nach meiner Rückkehr nach Uganda im November letzten Jahres habe ich gemeinsam mit einem Kollegen eine Klinik in Adjumani eingerichtet: Wir haben eine Entbindungsstation und sind spezialisiert auf die Versorgung von Müttern und Kindern, bieten zudem grundlegende chirurgische Versorgung an. Ein weiterer Fokus unserer Arbeit liegt auf der Behandlung von Überlebenden sexueller Gewalt. Unsere Patientinnen und Patienten sind Geflüchtete und Einheimische.

Mein Traum war es schon immer, der Gemeinschaft so zu dienen, wie ich es jetzt tue.
Obwohl meine Arbeit sehr befriedigend ist, habe ich oft das Gefühl, dass es im öffentlichen Gesundheitswesen an Wissen fehlt. Daher ist mein nächster Plan, eine Ausbildungseinrichtung für Pflegepersonal, Hebammen, Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens und Labortechniker zu gründen. Sie alle sind wichtige Mitarbeiter an vorderster Front, die wesentlich dazu beitragen können, die oftmals immer noch tödlichen Folgen von Krankheiten wie Malaria, Lungenentzündung und Diarrhöe zu verhindern. Ich habe auch vor, selbst weiter zu studieren, falls ich in der Zukunft ein Stipendium erhalte.

Worte können meine Dankbarkeit gegenüber Ihnen, Pater Frido, und dem Rest Ihres Teams vom JRS und Ihren Spenderinnen und Spendern in Deutschland und anderen Teilen der Welt nicht ausdrücken.
In der Tat: Gott hat Sie zu einem bestimmten Zweck gesandt, und dieser Zweck wird jetzt in mir und vielen anderen Kindern sichtbar, die Sie durch Ihre Freundlichkeit und unermüdlichen Bemühungen unterstützt haben.
„Möge der Herr dir nun Freundlichkeit und Treue erweisen, und auch ich werde dir die gleiche Gunst erweisen, weil du dies getan hast“ (2. Samuel 2,6)

Mit freundlichen Grüßen,

Sule Ismail

Unter­stützung für den JRS Ostafrika

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